Lawinen
"Schon wieder ein Lawinenopfer. Ein unvorsichtiger Skifahrer löste im gesperrten Gelände eine Lawine aus, der er zum Opfer viel..."
So oder ähnlich lauten jedes Jahr die Schlagzeilen in den Zeitungen und im Radio. Jährlich kommen in den Alpen etwa 100 Menschen in Lawinen um, die sie meist selbst ausgelöst hatten.
Die weiße Pracht ist sehr verlockend für Wintersportler. Frischer Neuschnee, der an wunderschönen, noch nicht befahrenen Hängen liegt, verleitet zum Fahren im Tiefschnee. Genau dieser Neuschnee bedeutet Gefahr - Lawinengefahr.
Hier erfährst du mehr über unterschiedliche Lawinenarten, ihre Entstehung und über Lawinenschutz.
Lawinenarten
Von einer Lawine wird dann gesprochen, wenn Schnee-, Eis-, Geröll- oder Schlammmassen einen Hang hinab rutschen, weil sie keinen Halt mehr finden. Eine solche Lawine aus Schlamm wird auch Mure genannt. Gerölllawinen und Schlammlawinen oder Muren zählen zu den Naturkatastrophen. Eine Lawine aus Eis ist beispielsweise ein Gletscher, der aber nur sehr langsam abrutscht. Ein Gletscher bewegt sich durchschnittlich etwa 50 Meter pro Jahr den Hang hinab.
Bei den Schneelawinen werden vier verschiedene Arten unterschieden:
- Die Schneebrettlawine ist die häufigste Lawinenart. Hier rutscht die oberste Schneeschicht in Richtung Tal. Derartige Schneebretter können riesig sein. Wenn sich eine Schifahrerin oder Snowboarderin mitten auf einem sich lösenden Schneebrett befindet, hat sie eigentlich keine Chance zu entkommen.
- Staublawinen entstehen aus Schneebrettlawinen. Wenn der Schnee eher locker und trocken ist, nimmt die Lawine viel Luft auf und wirbelt ins Tal. Die Gefahr bei einer Staublawine besteht darin, durch das lockere Schnee-Luftgemisch zu ersticken noch bevor man von der Lawine begraben wird. Immerhin kann eine Staublawine eine Geschwindigkeit von bis zu 300 km/h erreichen. Auch die Druckschwankungen, die mit dieser Lawine einhergehen, sind lebensbedrohend. Diese haben ähnliche Auswirkungen wie ein Wirbelsturm.
- Eine Lockerschneelawine kommt nur sehr selten vor. Auslöser für eine derartige Lawine ist ein Schneeball der hinabrollt und immer größer wird. Die Lawinen in Zeichentrickfilmen sind oftmals Lockerschneelawinen, da sie sich recht gut zeichnen lassen.
- Von einer Fließlawine wird dann gesprochen, wenn der gesamte Schnee von einem Hang abrutscht, sodass nach dem Lawinenabgang kein Schnee mehr auf dem Hang liegt.
Eine Dachlawine ist übrigens meist eine Fließlawine im Kleinen. Aber auch diese können zu schweren Verletzungen (vor allem Kopfverletzungen) führen, da sie rasch an Geschwindigkeit zunehmen.
Entstehung
Früher glaubten die Menschen, dass Lawinen von Hexen oder Geistern ausgelöst werden. Auch die Meinung, eine Lawine sei die Strafe Gottes, war weit verbreitet. Jedoch seit dem späten Mittelalter ist klar, dass Lawinen nichts mit Geistern, Hexen oder Göttern zu tun haben.
Sie sind Naturerscheinungen, die durch verschiedene Einflüsse (zum Beispiel viel Neuschnee, steile Hänge ohne Wald) begünstigt und durch gewisse Ereignisse (beispielsweise Schifahrer, Snowboarder, Tourengeher, laute Geräusche, Schneebälle) ausgelöst werden. Wenn sehr viel Neuschnee bei einer Temperatur von minus 7°C oder darunter auf eine alte Schneelage fällt, ist die Gefahr einer Lawine recht hoch. Der Grund dafür ist, dass sich der neue Schnee nur sehr langsam mit der alten Schneedecke verbindet. Er liegt locker auf dem Untergrund auf. Geschieht dies im flachen Gelände, passiert gar nichts. Gefährlich wird es dann, wenn der Schneehang zwischen 25 und 45 Grad Neigung hat und nicht bewaldet oder geschützt ist.
Auch der Wind und Aufbau der Schneedecke spielen für die Entstehung einer Lawine eine entscheidende Rolle. Weht der Wind beispielsweise mit 25 km/h oder mehr, steigt die Gefahr eines Lawinenabganges.
Als Auslöser für eine Lawine kann bei sehr ungünstigen Verhältnissen schon das Eigengewicht der Schneedecke reichen. Meist aber gibt es einen anderen Auslöser, wie beispielsweise einen Menschen oder ein lautes Geräusch. Bei Letzterem sind es die Schallwellen, die die Lawine auslösen.
Lawinenwarnstufen
Die Bergwacht und die Bergrettung, aber auch die Lawinenkommissionen der Gemeinden überwachen lawinengefährdete Hänge im Winter besonders genau. Je nach Gefahr werden unterschiedliche Gegenden dann mit verschiedenen Lawinenwarnstufen versehen, die sich aber täglich - manchmal sogar stündlich - ändern können.
Herrscht Lawinenwarnstufe 1 (gering), so ist es sehr unwahrscheinlich, dass eine Lawine ausgelöst wird. Gefährdet sind lediglich einzelne, sehr steile Hänge.
Bei Lawinenwarnstufe 2 (mäßig) ist die Schneedecke an Steilhängen nicht besonders gut (nur mäßig) verfestigt. Nur an genau angegebenen Steilhängen besteht die Möglichkeit, dass eine Lawine entsteht.
Lawinenwarnstufe 3 (erheblich) bedeutet, dass die Schneedecke an vielen Steilhängen nur schwach bis mäßig verfestigt ist. Schon durch eine geringe Belastung kann einer Lawine ausgelöst werden.
Ist die Lawinenwarnstufe 4 (groß) erreicht, ist ein Lawinenabgang bei geringer Belastung an vielen Steilhängen wahrscheinlich.
Die Lawinenwarnstufe 5 (sehr groß) ist die höchste Lawinenwarnstufe, die es gibt. Sie bedeutet, dass die Schneedecke nur schwach verfestigt und als instabil bezeichnet werden kann. Nicht nur im steilen Gelände, sondern auch an weniger steilen Abhängen kann es zu großen, spontanen Lawinenabgängen kommen.
Bereits ab Lawinenwarnstufe 3 ist es wirklich nicht mehr empfehlenswert, sich an unbefestigten, steilen Hängen aufzuhalten. Je höher die Warnstufe ist, desto gefährlicher ist ein Hang. Bei Lawinenwarnstufe 4 und 5 sind auch Siedlungen und Dörfer im Tal massiv gefährdet. Nicht erst einmal wurde in Österreich ein ganzes Dorf von einer riesigen Lawine begraben.
Lawinenschutz
Um die Gefahr von Lawinen zu verringern, werden an steilen, unbewaldeten Hängen Lawinenverbauungen angebracht. Diese können aus Holz, Beton oder Stahl sein. Doch derartige Verbauungen sind recht teuer. Den besten Schutz gegen Lawinen bieten gesunde Wälder. Eine Siedlung unterhalb eines solchen Waldes ist vor Lawinen recht gut geschützt. Wird der Wald allerdings gerodet, so besteht erhebliche Gefahr einer Lawine.
Auch Bepflanzungen, die nicht über die Schneedecke hinausragen oder recht rutschig sind (zum Beispiel Gras oder Latschen), stellen eine zusätzliche Gefahr dar. Unter gewissen Bedingungen rutscht der Schnee hier besonders gut den Hang hinab.
Ein weiterer Lawinenschutz ist das gezielte Auslösen von Lawinen an gefährlichen Steilhängen, die vorher abgesichert werden. Dies geschieht meist durch Hubschrauber, die punktgenaue Sprengungen der Schneedecke vornehmen.
Verhaltensregeln
Wenn du Ski fahren oder Snowboarden möchtest, solltest du dich zuerst genau über die Schnee- und Wetterlage deines gewählten Schigebietes informieren. Auch der Status der Lawinenwarnstufe gehört hier dazu!
Ein Fahren abseits von freigegebenen Pisten stellt ein hohes Risiko dar. Gesperrtes Gelände und gesperrte Pisten sollst du also absolut meiden!
Das Fahren in großen Gruppen erhöht das Risiko eines Lawinenabganges, da die Belastung für die Schneedecke hier recht hoch ist. Das Fahren quer zum Tiefschneehang kann ebenfalls recht leicht eine Lawine auslösen. Ein weiterer Tipp ist, abrupte Schwünge zu vermeiden.
Auch geführte Gruppen geben keine absolute Sicherheit, denn sogar erfahrene Bergführer und Lawinenspezialisten wurden bereits Opfer von Lawinen.
Bist du im Tiefschnee unterwegs, so achte auf die richtige Ausrüstung. Ein Lawinenpiepsgerät gehört zur Grundausstattung ebenso wie die richtigen Schi, Schischuhe und natürlich ein Helm. Vorteilhaft ist auch ein Lawinenairbag, der bei einem Lawinenabgang dafür sorgt, dass du an der Oberfläche der Lawine bleibst. Er verhindert allerdings nicht, dass du möglicherweise gegen einen Felsen prallst, oder im Schneestaub erstickst!