Der Eselsritt

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Im Türkenritthof gibt es eine Statue, die an einen alten Volksbrauch erinnert: den Eselsritt

Statue "Eselsritt" im Türkenritthof - Gryffindor commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0
Dosen aus verschiedenen Materialien gibt es schon seit 400 Jahren - anonymous or pseudonymous (Scanned by the Seattle Public Library.) commons.wikimedia.org, CC0 1.0
Pascha Selim I. führte vor fast 500 Jahren den Turban im Osmanischen Reich ein. Er wird dort Kavuk genannt. - Naḳḳāş ʿOs̠mān commons.wikimedia.org, CC0 1.0
Das heutige Amtshaus - Natalie Stephan, media wien medienkindergarten.wien, CC BY-NC-SA 3.0 AT


Der Türkenansturm auf Wien war Anlass, sich im Bewusstsein der glücklich überstandenen Gefahr in Heiterkeit und Frohsinn zu ergehen und den berühmten Humor der Wiener zu bezeugen.

Alljährlich am Tag des Kirchweihfestes in Hernals versammelten sich fröhliche Burschen im Gemeindehaus. Dort verkleideten sie sich nach vorheriger Übereinkunft und formierten sich zu einem Zug. Auf der wohlbekannten Haltertrompete wurde durch dreimaliges schmetterndes Blasen das Zeichen zum Auszug gegeben. Mit lautem Jubel und allerlei Spottrufen begrüßte die harrende Volksmenge die Vorbeimarschierenden, die als ansehnliche türkische Bande mit feierlichem Schritt durch die Gassen zogen und mit verschiedenen Instrumenten ausgiebigen Lärm verursachten. Hinterdrein wankte eine erbärmliche Schar von Christensklaven, paarweise mit Ketten aneinander gefesselt, in zerfetzter Kleidung, umkreist und streng bewacht von wild dreinschauenden Janitscharen.

Die Gefangenen hoben bettelnd ihre Blechbüchsen, die Zuschauer gingen auf diesen Spaß ein und spendeten den Ärmsten manchen Kreuzer.

Wenn aber dabei ein Mädchen dem Zug zu nahe kam, wurde es von den Janitscharen aufgegriffen und unter die Sklaven gereiht. Nur mit einer Silbermünze konnten sich die Gefangenen wieder loskaufen.

So wogte die Schar in ihren bunten, fremdländischen Gewändern dahin, begleitet von den begeisterten Zurufen der Bürger Wiens. Nachdem sie vorbeigezogen war, ertönten neuerlich mächtige Trompetenstöße, die Menge drängte sich neugierig zum Straßenrand, brach in schallendes Gelächter aus und klatschte unter mancherlei scherzhaften Neckereien Beifall. Die sehnsüchtig erwartete Hauptgestalt des Festzuges nahte:

Ein türkischer Pascha. Der Bursche, der ihn darstellte, hatte sich einen ansehnlichen Bauch ausgepolstert, trug herrliche, morgenländische Kleider mit gleißendem Flitter verziert, und um den Hals eitel Gold und Geschmeide aus funkelnden Steinen. Und was das höchste Gaudium der Zuschauer erweckte:

Der Dickwanst saß auf einem herzigen Eselchen, das mit bunten, wehenden Papierstreifen herausgeputzt war. Hinter dem Pascha kam sein Gefolge, ebenfalls mit kunterbuntem Tand behängt und auf gleiche Weise beritten wie sein Anführer.

Trotz des Verbotes Mohammeds, das keinen Wein erlaubt, griffen der Pascha und sein Hofstaat gierig nach jedem Krug, der ihnen aus der Zuschauermenge gereicht wurde. Frohsinn und Übermut steigerten sich immer mehr, und bald war es an der Zeit, dass der Zug durch die Gassen von Hernals wieder zu seinem Ausgangsort, dem Gemeindehaus, zurückkehrte.

Dort legten die verwegenen Türkenstreiter ihre Maskengewandung wieder ab und bargen den Mummenschanz für den nächsten Eselsritt im folgenden Jahr in den Kästen.

Wieder in lustige Wiener Burschen zurückverwandelt, setzten sie sich zusammen, teilten das Geld aus den Sammelbüchsen untereinander auf und eilten frohgemut in die nächste Wirtschaft, wo Speise, Trank und fröhlicher Reigentanz das Narrenfest beschlossen.

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