Der Basilisk

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Im Jahre 1212 ereignete sich in der Schönlaterngasse eine recht eigenartige Geschichte. Damals befand sich in dem Haus Nummer 12 die Bäckerei des Meister Garhibl. Er arbeitete immer schon früh morgens mit seinen Gesellen und Mägden in der Backstube, um frisches Brot und knusprige Semmeln für die WienerInnen zu backen.

Ein Basilisk aus der Sage - OpenClipart-Vectors pixabay.com, CC0 1.0




Ein echter Stirnlappenbasilisk - Adrian Pingstone commons.wikimedia.org, CC0 1.0




Ein echter Stirnlappenbasilisk - Extrawurst commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0




Das Basiliskenhaus in der Schönlaterngasse - Walter A. Aue www.flickr.com, CC BY-NC-ND 2.0


Eines Tages, wie sonst auch, wollte die Magd Kathrin frisches Wasser aus dem Brunnen im Hof für den Brotteig holen. Aber als sie zum Brunnen kam, wehte ihr ein scheußlicher Gestank um die Nase. Sie wunderte sich und beugte sich über den Brunnenrand um nachzusehen, was denn da so stank. Da erschrak sie fürchterlich, denn ein Paar blutrote Augen funkelten sie an. Entsetzt lief sie zurück zur Backstube und erzählte von dem eben Erlebten.


Ein junger Geselle lachte Kathrin aus und wollte ihr beweisen, dass ihre Geschichte lächerlich sei. Er schnappte eine Fackel und ein langes Seil und bat seine Arbeitskollegen, ihn in den Brunnenschacht abzuseilen. Der Meister und die Arbeiter fanden die Idee zwar weniger gut, ließen sich aber doch dazu überreden, denn auch sie wollten wissen, ob Kathrin gelogen hatte. Ganz langsam stieg der Bäckerbursch in den dunklen Schacht hinab. Plötzlich stieß er einen lauten Schrei aus, die Fackel fiel ihm aus der Hand und man hörte nur noch eine leises Zischen. Sehr unangenehmer Geruch kroch aus dem Brunnen und die um den Brunnen stehenden Männer zogen rasch am Seil, um den sich nicht mehr bewegenden Gesellen zu retten. Als sie den Ohnmächtigen über den Brunnenrand zogen, wurde es ganz still. Nur Kathrin schluchzte leise und begann dem Gesellen frische Luft zuzufecheln. Dieser erwachte und erzählte entsetzt von einem schrecklichen Ungeheuer, dass den Kopf eines Hahnes, den Körper einer Kröte und den Schwanz einer Schlange hatte. Dann versank er wieder in komaartigen Schlaf.


Der Bäckermeister Garhibl war ratlos. Was sollte er unternehmen? Immer mehr WienerInnen kamen in der Zwischenzeit in die Schönlaterngasse gelaufen, denn die Nachricht vom Ungeheuer im Brunnen verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Da beschloss der Meister nach dem obersten Stadtrichter zu rufen, um seinen Rat einzuholen. Dieser kam bald und brachte einen alten, weisen Mann mit. Die zwei Herren ließen sich ausführlich von den Geschehnissen berichten und berieten sich kurz. Dann erzählte der kluge Mann von einem Tier, dass Basilisk genannt wurde. Das scheußliche Tier schlüpft aus einem Ei, das ein Hahn gelegt hat und das von einer Kröte ausgebrütet wurde. Es sei sehr gefährlich, fügte er hinzu, wenn man seinen Gestank direkt einatmet, muss man noch am selben Tag sterben.

Dem Bäckermeister wurde Angst und bang. Wie konnte er das Untier in seinem Brunnen wieder loswerden? Der Weise überlegte. Eine Möglichkeit fiel ihm ein, diese sei aber äußerst gefährlich. Es müsste ein Freiwilliger gefunden werden, der sich, mit einem großen Spiegel bewaffnet, traut, in den Brunnenschacht zu steigen. Über seinen furchterregenden Anblick würde der Basilisk so erschrecken, dass er aus Wut zerplatzt.


Der Bäckermeister und seine Gesellen blickten den Weisen ängstlich an, denn keiner traute sich, in den Brunnenschacht abzusteigen. Sie baten den Gelehrten scharf nachzudenken, ob ihm noch eine Möglichkeit einfiel, das Ungeheuer zur Strecke zu bringen. Nach einer Weile entgegnete er, dass es auch möglich wäre, den Brunnen mit schweren Steinen und viel Erde zuzuschütten, bis der Basilisk erstickt. Alle ZuschauerInnen fingen sofort an große Steine und Kübel mit Erde heranzuschleppen und der Brunnenschacht wurde aufgefüllt. Der Basilisk wurde nie wieder gesehen, leider überlebte der mutige Geselle nicht, denn er hatte den todbringenden Gestank zu tief eingeatmet.

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