Das Wassermännchen vom Ottakringer Bach

Zur damaligen Zeit wohnte und wachte ein Wassermännchen am Fuße des steil ansteigenden Wienerwaldes an der Quelle des Ottakringer Baches.

Ein Wassergeist - Sonja Rieck (Tawnyowl) pixabay.com, CC0 1.0
Die Quelle des Ottakringerbachs - Alexander Seidl (Derschueler) commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0 DE

Über Wassermännchen ist allgemein bekannt, dass sie über Zauberkräfte verfügen, die sie sowohl im Guten, als auch im Bösen anwenden können. Im Bösen vor allem wenn ihnen jemand ein Leid zufügen wollte oder aber den von ihnen bewachten Quellen zu nahe kam und diese zu verschmutzen drohte.

Das Wassermännchen der Quelle im Wienerwald kam seinen Aufgaben sehr sorgsam nach. Es hütete besonders aggressiv über die Reinheit des Quellwassers. So soll es jeden, der sich auch nur der Quelle näherte, in ein Kleintier verwandelt haben.

Eines Tages kam ein müder Wanderer vorbei und wollte sich an der Quelle mit dem klaren kühlen Wasser erfrischen. Völlig erschrocken bemerkte er das Wassermännchen. Dieses blickte den Wanderer finster an und sagte: "Ich werde dich verzaubern. Aber weil ich guter Laune bin, kannst du dir aussuchen, ob ich dich zu einer Mücke oder zu einer Spinne machen werde. Sprich eine Behauptung aus. Ist sie richtig, so werde ich dich in eine Mücke verwandeln, ist sie falsch, so sollst du fortan als Spinne leben!"

Der erschrockene Wandersmann dachte eine Weile nach um eine Lösung zu finden und sich so vor der drohenden Verwandlung zu retten. Dabei richtete er ein andächtiges Gebet an seinen Schutzengel. Der sollte ihm dabei helfen eine Behauptung zu finden, durch die er weder in eine Mücke noch in eine Spinne verwandelt werden könnte.

Das Gebet wurde erhört, denn blitzschnell fiel ihm ein, welche Antwort ihm helfen könnte. Er erklärte dem Wassermännchen: "Ich werde in eine Spinne verwandelt werden!" Wäre diese Antwort richtig gewesen, hätte ihn das Wassermännchen in eine Mücke verwandeln müssen. Dann stimmte aber die Behauptung nicht. Die Antwort war wirklich schlau.

Das Wassermännchen musste den Wanderer unbeschadet ziehen lassen.

Der Wanderer erzählte, als er zurückkehrte, allen die er traf von der Gefahr, welche durch das Wassermännchen drohte. So wurde der Quellort fortan von den Menschen gemieden.


Quelle: nach Ferry Kovarik und historischen Quellen neu nacherzählt.

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