Die Geistergräfin von Fischamend

Vor vielen Jahrhunderten lebte in Fischamend eine stolze junge Gräfin, die gerne jagen ging. Ihre Jagdleidenschaft war so groß, dass sie sogar an den Sonntagen jagte.

Fischamend - Karl Gruber (K@rl) commons.wikimedia.org, CC BY 3.0
Die Gräfin jagt einen Hirsch - JanTemmel pixabay.com, CC0 1.0
Eine Hütte im Wald - 1238761 pixabay.com, CC0 1.0


Eines Sonntags ritt die Schloßherrin wieder einmal zur Jagd aus. Bald hatten ihre Hunde einen Hirschen aufgestöbert, dem die Gräfin bis in den Wald nachhetzte. Ihre Begleiter waren schon lange zurückgeblieben, doch sie verfolgte das Tier unermüdlich über Stock und Stein. Völlig erschöpft brach das Tier vor der Hütte eines Einsiedlers am Fuß eines Holzkreuzes zusammen. Der fromme Mann trat aus seiner Hütte und stellte sich schützend vor das Tier und rief: "Halt ein, erkenne den Wink des Himmels und lass das Tier leben! Heute ist der Tag des Herrn und dies ist eine gottgeweihte Stelle." Doch die Gräfin dachte nicht daran. Sie verlachte den Mann und schoß dem Hirsch einen Pfeil mitten ins Herz.


Entrüstet über diese rohe Tat belegte er die hartherzige Gräfin mit einem Fluch, der sie in den Wäldern herumirren lassen soll.


Erschrocken über diesen Fluch, wandte die Schlossherrin ihr Pferd und ritt eilens davon. Doch es gelang ihr nicht, den Weg aus dem Wald zu finden. Erst als am Abend die Glocken der Ortskirche von Fischamend erklangen, orientierte sie sich daran und fand aus dem Wald heraus.


Aus Dankbarkeit für ihre Rettung lies sie von diesem Zeitpunkt an immer um die selbe Stunde das Glöckchen läuten, damit auch weiterhin Wanderer, die sich im Wald verirrt hätten, den Weg hierher finden können.


Der Fluch des Einsiedlers ging aber trotzdem nach dem Tod der Gräfin in Erfüllung. Sobald es dunkel wird, fährt die Geistergräfin mit ihrer Meute wie bei der wilden Jagd über die Felder, Auen und Wälder. Erst wenn die Glocke ertönt verschwindet die Gräfin in den Auen.


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